Leben retten im Kampfgebiet - Milizsoldaten der Sanitätstruppe trainieren
Die Soldaten des Sanitätszentrums West üben am Truppenübungsplatz Hochfilzen. Bei dieser Übung von 5. bis 14. Oktober 2023 werden die Milizsoldaten der Feldambulanz für zukünftige Einsatzaufgaben ausgebildet.
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Medizinische Expertise
Die rund 70 Milizsoldaten sind im zivilen Leben Experten in verschiedensten medizinischen Fachbereichen. Sie bringen ihre beruflichen Erfahrungen ein und verknüpfen ihre zivile Expertise mit den Anforderungen beim Bundesheer. "Bei dieser Übung haben wir einen Milizanteil von circa 60 Prozent, darunter sind Spezialisten und Ärzte, die unsere Einheit mit ihren Fähigkeiten tatkräftig unterstützen", erläutert Major Richard Hörtnagl, der stellvertretende Kommandant der Übung, stolz.
Das Programm ist dicht: Vom Lehrsaal geht es hinaus ins Gelände oder auf den Schießplatz. Auf dem Dienstplan stehen beispielsweise Inhalte wie Sprengfallen, Detektoren, eine Einweisung in den Sanitäts-"Dingo", Handgranatenwerfen und Schießen mit Hand- und Faustfeuerwaffen.
"Das Besondere an dieser Übung, abgesehen von den Schwerpunkten in der Sanitätsausbildung, ist die Vermittlung grundlegender Fertigkeiten in der Kampfmittelabwehr. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass jeder Soldat, einschließlich Miliz, in der Lage ist, im Ernstfall angemessen auf potentielle Gefahren zu reagieren", betont Vizeleutnant Thomas Sperl-Salzmann, Experte der Heerestruppenschule.
"Sanitätskette"
Höhepunkt der Übung ist die Bergung und Versorgung eines schwerverwundeten Soldaten unter gefechtsmäßigen Bedingungen. Das Szenario: Ein Fahrzeug eines militärischen Konvois erhält einen Minentreffer, ein Soldat ist so schwer verwundet, dass eine Versorgung am Unfallort nicht mehr ausreicht. An dieser Stelle setzen die übenden Soldaten die sogenannte "Sanitätskette" in Gang, die Art und Ort der medizinischen Versorgung nach dem Schweregrad der Verwundung über Eskalationsstufen abbildet.
Während die "Sanis", die Sanitäter, vor Ort geringfügig Verwundete eigenständig versorgen, werden schwer sowie lebensgefährlich Verwundete transportfähig gemacht und in spezialisierte Einrichtungen gebracht.
"Atemwegsmanagement" und "Patientensimulator"
Im Übungsszenario herrscht für den verwundeten Soldaten Lebensgefahr. Er wird daher mit dem Sanitäts-"Dingo" zur "vorgeschobenen Chirurgengruppe" transportiert. Ein Ärzteteam erwartet den Patienten bereits. Bevor mit den chirurgischen Eingriffen und der Behandlung der schweren Verletzungen begonnen werden kann, erfolgt das "Atemwegsmanagement". Darunter verstehen die Mediziner die Sicherstellung der Atmung und daher letztendlich die Sauerstoffversorgung des Patienten.
Die übenden Militärärzte sind in ihren jeweiligen medizinischen Fachbereichen Vollprofis: An einem speziell ausgelegten "Patientensimulator" erfolgt eine realitätsnahe Traumabehandlung. Die Ganzkörperpuppe ist vollgestopft mit Technologie und liefert den Ärzten das notwendige Verhalten und den medizinischen Geräten die Daten. "Sie blutet, sie schwitzt, hat Puls, Blutdruck und Sauerstoffsättigung. Kurzum: Sie kann alles, außer davonlaufen", zeigt sich ein Chirurg beeindruckt.
Die Handgriffe sitzen, das Team arbeitet wie ein Uhrwerk. Letztendlich ist der lebensgefährlich verwundete Soldat für die weiteren Behandlungen stabilisiert. Und seine Kameraden sind zufrieden. Nicht nur, weil er durchkommen wird, sondern auch, weil sie sich selbst im Ernstfall in den besten Händen wissen.
Miliz - Bürger in Uniform
Milizsoldaten bilden einen wichtigen Bestandteil des Österreichischen Bundesheeres. Die Kompetenzen und Fähigkeiten aus ihrem zivilen beruflichen Leben fließen in ihren militärischen Dienst ein. Bei Einsätzen werden sie einberufen und leisten zusammen mit Berufssoldaten ihren Dienst. Um die Einsatzbereitschaft der Milizeinheiten aufrechtzuerhalten, finden regelmäßig verpflichtende Milizübungen statt.