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Lawinen-Unglück von Galtür 1999: Oberst Stephan Lehner im Interview

Lawinen-Unglück von Galtür 1999: Oberst Stephan Lehner im Interview

Vor 25 Jahren erschütterte eine verheerende Lawine das österreichische Dorf Galtür und prägte nachhaltig das Bewusstsein für Naturkatastrophen in Österreich. Einer der Helfer, die im Februar 1999 im Einsatz waren, ist Oberst Stephan Lehner. Im folgenden Interview spricht Oberst Lehner über die damaligen Ereignisse.


Welche Funktion im täglichen Dienstbetrieb hatten Sie inne, als Sie im Februar 1999 vom Lawinenunglück erfahren haben und wissen Sie auch noch, wo Sie sich zu diesem Zeitpunkt aufgehalten haben?

Die 6. Jägerbrigade war gerade in Aufstellung und ich war für die Stabsabteilung 2 im Brigadekommando vorgesehen oder bereits versetzt. Ich war vor dem Unglück zwei Wochen in Tansania, wo ich zweimal Leute auf den Kilimandscharo führte (als Bergführer). Nach der Landung in München und der Fahrt nach Innsbruck im Schneesturm rief ich wegen des Extremwetters in der Dienststelle an. Die Antwort war, ich solle gleich einrücken. Am gleichen Abend fuhren wir noch nach Landeck.

In welche Funktion wurden Sie bei Einsatzbeginn eingeteilt, wie war der zeitliche Ablauf, wie schnell waren Sie im Einsatzraum vor Ort?

In Landeck übernachteten wir in der Kaserne. Am nächsten Tag im ersten Tageslicht wurden wir durch Heereshubschrauber nach Galtür transportiert. Dort leitete ich den Einsatz der militärischen Einsatzkräfte auf der Lawine.

Welches Bild bot sich Ihnen am Einsatzort und was waren die Aufgaben Ihres Elementes? Mit wie vielen Soldaten waren Sie vor Ort im Einsatz?

Es sah aus, als wäre ein Viertel des Ortes von der Lawine bedeckt. Der Eindruck stimmte zum Glück nicht, da ein großer freier Platz durch den Lawinenkegel bedeckt war und nicht nur Häuser. Wir durchsuchten betroffene Häuser und schaufelten den Schnee heraus. Wir bargen verschüttete Autos und sorgten für den Abtransport. Wir sondierten den Lawinenkegel immer wieder ab, dann wurde jeweils etwa ein halber Meter Schnee mit einer Pistenwalze weggeschoben. Dann sondierten wir erneut und so weiter. Eingesetzt waren auf der Lawine nicht ganz 100 Soldaten.

Die restlichen Soldaten auf die 117 Mann Gesamtstärke organisierten den Hubschrauberlandeplatz für die Luftbrücke, stellten die Eigenversorgung sicher und der Einsatzleiter Johann Zagajsek hielt Verbindung zum Bürgermeister und in die Heimatgarnison.

Wie lange waren Sie mit ihrem Team im Einsatz vor Ort? Wie erfolgte die Versorgung? Wie war es mit Ruhezeiten bzw. in der Nacht?

Drei oder vier Tage, dann wurden wir abgelöst. Geschlafen und gegessen haben wir in einem Hotel. Teilweise haben wir in der Nacht in Schichten gearbeitet, aber jeder Einzelne kam zu der notwendigen Ruhezeit.

Welche persönlichen und dienstlichen Lehren haben Sie für sich aus diesem Einsatz ziehen können?

Die Verfahren und die Vorbereitung auf Lawineneinsätze waren perfekt und mussten danach auch nicht angepasst werden. Die Piloten haben (aus unserer Sicht) Unglaubliches geleistet. Wenn es darauf ankommt, scheinen sich Einsatzwille und Disziplin von selbst einzustellen.

Möchten Sie noch zusätzlich etwas hervorheben oder gibt es Personen und Gruppen, denen Sie speziell danken möchten?

Nicht vergessen sollte man die Kräfte in Landeck, die unersetzliche logistische Arbeit geleistet haben. Ebenso die Fliegerkräfte vom Piloten bis zum Tankwagenfahrer. Und auch die Leute in den diversen Stäben und Leitstellen, deren Arbeit genauso wichtig war wie unsere.

Mehr Fotos vom damaligen Einsatz: Das Lawinen-Unglück von Galtür 1999

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