15 Nationen haben am 13. Oktober 2022 im Brüsseler NATO-Hauptquartier das Abkommen für die European Sky Shield Initiative unterzeichnet. Nachfolgend finden Sie Antworten zu den häufigsten Fragen:
(1) Welchen Beitrag würde Österreich bei einem Beitritt zu Sky Shield leisten?
Österreich besitzt mit dem Luftraumbeobachtungs- & Führungssystem Goldhaube eines der leistungsfähigsten Radarsysteme in Europa. Wir sehen mit unseren ortsfesten und beweglichen Long-Range-Radarstationen damit jegliche Flugziele von Berlin bis Sarajevo und sehr weit in den Osten. Der Radardatenaustausch ist eine hochwertige Ressource zur Erkennung von Flugzielen und für die Erstellung der Luft- und Weltraumlage und wäre ein essenzieller Beitrag für das Gesamtsystem.
(2) Hat Österreich schon jetzt die Mittel/Ausrüstung dafür, um bei Sky Shield mitwirken zu können?
Derzeit besitzt Österreich eine bodengebundene Luftabwehr kürzester Reichweite. Dies sind beispielsweise die Systeme der leichten Fliegerabwehrlenkwaffe (lFAL) MISTRAL und die 35mm Zwillings-Fliegerabwehrkanone (Z-FLAk) OERLIKON.
Österreich besitzt jedoch mit dem Luftraumbeobachtungs- & Führungssystem Goldhaube eines der leistungsfähigsten Radarsysteme in Europa. Ein Radardatenaustausch ist eine hochwertige Ressource zur Erkennung von Flugzielen und für die Erstellung der Luft- und Weltraumlage.
(3) Bei Luftangriffen auf Europa, wer würde den Feuerbefehl für die Abwehrsysteme geben?
Österreich als souveräner Staat ist auch verpflichtet, die Souveränität zwei Meter über dem Boden zu wahren und sein Staatsgebiet und vor allem seine Bevölkerung vor Bedrohungen aus dem Luft- und Weltraum zu schützen. Der genaue Vorgang im europäischen Kontext muss erst geklärt werden. Wird Österreich bedroht oder angegriffen, so wäre dies in Österreich eine nationale Aufgabe und hoheitliche Entscheidung.
(4) Wirken die Mittel von Sky Shield auch grenzüberschreitend oder nur im jeweiligen Hoheitsgebiet
Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Detektoren (Radaranlagen und Satelliten) zum Auffinden von unbemannten Systemen, ballistischen Raketen, Marschflugkörpern und Hyperschallflugkörpern und Effektoren (Fliegerabwehrlenkwaffen, Kanonen und Laser) zur Abwehr von eben diesen Bedrohungen aus dem Luft- und Weltraum.
Das Auffinden und Lokalisierung von Bedrohungen können grenzüberschreitend erfolgen, die Bekämpfung von Bedrohungen aus dem Luft- und Weltraum ist zumindest in Österreich als souveräner Staat eine nationale hoheitliche Aufgabe.
Russland setzt unbemannte Systeme, ballistische Raketen, Marschflugkörper und Hyperschallflugkörper vielfach in der Ukraine ein. Dies führt vor Augen, wie wichtig eine leistungsfähige Luftverteidigung ist, um zukünftigen Bedrohungen entgegen wirken zu können.
(5) Gibt es bereits jetzt grenzüberschreitende/internationale Abkommen mit ähnlichen Inhalten?
Es bestehen bereits Abkommen zwischen der Republik Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft sowie der Bundesrepublik Deutschland bezüglich der Zusammenarbeit im Bereich der grenzüberschreitenden Sicherung des Luftraums gegen nichtmilitärische Bedrohungen aus der Luft. An der Finalisierung solcher Abkommen wird derzeit mit Tschechien und Italien gearbeitet. Danach folgen Slowakei, Ungarn und Slowenien.
(6) Ist Sky Shield ein Programm der Nato oder EU? Wer hat es initiiert?
15 Nationen haben am 13. Oktober 2022 im Brüsseler NATO-Hauptquartier das Abkommen für die European Sky Shield Initiative unterzeichnet. Diese sind neben Deutschland: Belgien, Bulgarien, Estland, Finnland, Großbritannien, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Rumänien, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn.
Am 15. Februar 2023 wurde im Rahmen eines NATO-Treffens in Brüssel bekannt, dass sich das NATO-Mitglied Dänemark und der NATO-Beitrittskandidat Schweden der Sky Shield Initiative anschließen werden.
Gesamt sind es somit derzeit 17 Staaten, die an der Initiative beteiligt sind. Die Initiative steht auch weiteren interessierten Staaten offen.
Ziel der Initiative ist daher die Stärkung des europäischen Pfeilers in der gemeinsamen Luftverteidigung. Dafür müssen bereits vorhandene Fähigkeiten ausgebaut und existierende Fähigkeitslücken geschlossen werden. Um das möglichst schnell und effizient zu erreichen, haben sich europäische Staaten zusammengeschlossen. Sie wollen die entsprechenden Systeme gemeinsam beschaffen, nutzen und warten.
(7) Warum gibt es die European Sky Shield Initiative?
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat die Bedeutung einer umfassenden Verteidigungsfähigkeit gegen das gesamte Spektrum militärischer Bedrohungen verdeutlicht. Russland setzt unbemannte Systeme, ballistische Raketen, Marschflugkörper und Hyperschallflugkörper vielfach in der Ukraine ein. Dies führt vor Augen, wie wichtig eine leistungsfähige Luftverteidigung ist, um zukünftigen Bedrohungen entgegen wirken zu können.
(8) Was bedeutet Luftverteidigung?
Luftverteidigung ist die Fähigkeit, sich vor Angriffen aus dem Luft- und Weltraum zu schützen, beziehungsweise diese abwehren zu können – beispielsweise mit Flugkörpern, Kanonen oder Lasern. Dafür gibt es verschiedene militärische Systeme mit unterschiedlichen Reichweiten, die, sich gegenseitig ergänzend, eingesetzt werden. Militärisch wird hier von Abfangschichten gesprochen, also von verschiedenen Entfernungen und Höhen, in denen die eingesetzten Systeme wirken können.
(9) Bis zu welcher Reichweite und Höhe sollen Bedrohungen abgewehrt werden?
Um ein Schutzobjekt oder kritische Infrastruktur gibt es verschiedene Abfangschichten (ähnlich wie eine „Bubble“) mit unterschiedlicher Reichweite und Höhe, in denen Luftfahrzeuge und ähnliche Bedrohungen abgewehrt, also abgefangen werden können. Drei Bereiche werden hierbei definiert:
- Kurze Reichweite: bis 15 Kilometer weit, bis zu sechs Kilometer Höhe.
- Mittlere Reichweite: 15 bis 50 Kilometer Reichweite und bis zu maximal 25 Kilometer Höhe.
- Große Reichweite: mehr als 50 Kilometer Reichweite und bis zu 35 Kilometer Höhe.