Tragtierzentrum
Bei Einsätzen und Übungen bewegen sich Soldaten meist mit Fahrzeugen oder werden per Lufttransport an ihr Ziel gebracht. Doch wenn Straßen enden oder das Wetter den Einsatz von Hubschraubern unmöglich macht, bleibt oft nur der Fußmarsch. In solchen Situationen müssen die Soldaten ihre Ausrüstung und Versorgungsgüter selbst tragen - Lasten von über 30 Kilogramm sind dabei keine Seltenheit. Besonders im Gebirge erweisen sich Tragtiere als wertvolle Unterstützung: Sie gewährleisten Mobilität rund um die Uhr, bei jeder Witterung und zu jeder Jahreszeit.
Das Tragtierzentrum in Hochfilzen
Das Tragtierzentrum des Bundesheeres, stationiert am Truppenübungsplatz Hochfilzen, ist nicht nur die Heimat der Tragtiere, sondern auch das Kompetenzzentrum für ihren Einsatz. In modernen Stallungen werden dort 56 Tragtiere - Haflinger und Esel - gehalten. 20 Berufssoldaten und 40 Grundwehrdiener stellen die Ausbildung, Versorgung und Einsatzbereitschaft der Tiere sicher.
Als Teil des Stabsbataillon 6 unterstützt das Tragtierzentrum vorrangig die Verbände der 6. Gebirgsbrigade, steht aber bei Bedarf auch anderen Einheiten des Bundesheeres zur Verfügung. Seine Hauptaufgabe ist der Transport von Waffen, Munition, Verpflegung und anderen Versorgungsgütern. In Notfällen können die Haflinger auch zum Verwundetentransport eingesetzt werden. Zudem erfolgt hier die Ausbildung der Tiere und der Tragtierführer.
Haflinger: Perfekt für das Gebirge
Haflinger sind robuste, kräftige Kleinpferde mit hoher Trittsicherheit und außergewöhnlicher Leistungsbereitschaft. Sie eignen sich hervorragend für den Einsatz in schwierigem Gelände.
Im Gegensatz zu Fahrzeugen können Haflinger mühelos hochalpines Gelände und unwegsame Strecken bewältigen. Sie meistern Steigungen bis zu 40 Prozent und überwinden Stufen von bis zu 40 Zentimetern Höhe. Ihr Futterbedarf ist vergleichsweise gering, während sie Lasten von über 100 Kilogramm tragen und täglich bis zu 100 Kilometer zurücklegen können. Einsätze von bis zu 16 Stunden sind möglich.
Dank ihrer Robustheit und Vielseitigkeit sind Haflinger ein unverzichtbarer Bestandteil des Bundesheeres - auch im 21. Jahrhundert.
Vom Fohlen zum einsatzfähigen Tragtier
Bereits im Alter von sechs Monaten werden geeignete Hengstfohlen vom Bundesheer angekauft. Ihre Ausbildung zum Tragtier dauert rund zwei Jahre. Dabei lernen sie nicht nur Gehorsam, sondern auch Gelassenheit im Einsatz - insbesondere dürfen sie auf Schüsse und Explosionen nicht panisch reagieren. Die Stationierung am Truppenübungsplatz Hochfilzen erleichtert dies, da die Tiere von klein auf an Schusslärm gewöhnt werden.
Tragtiere im Auslandseinsatz
Gelegentlich melden auch Truppen im Auslandseinsatz Bedarf an Tragtieren an. Allerdings ist der Transport der Haflinger aufgrund klimatischer und veterinärmedizinischer Herausforderungen oft nicht praktikabel. In solchen Fällen werden Tragtiere direkt vor Ort angemietet oder angekauft.
Um auf verschiedene Einsatzgebiete vorbereitet zu sein, haben die Mitarbeiter des Tragtierzentrums Fachkenntnisse über den Umgang mit unterschiedlichen Tragtierarten erworben. Ihr Wissen geben sie in Ausbildungskursen weiter. Daher stehen neben den Haflingern auch acht Esel im Dienst - denn in vielen potenziellen Einsatzgebieten sind Esel die bevorzugten Tragtiere.
Ein starkes Team: Tragtierführer und Tragtier
Ein Tragtier und der Tragtierführer bilden eine eingespielte Einheit. Der Tragtierführer leitet sein Tier nicht nur, sondern unterstützt es aktiv im Einsatz: Er stattet es mit der notwendigen Ausrüstung aus, belädt es und sorgt für seine Versorgung. Dabei ist eine enge Bindung zwischen Mensch und Tier essenziell. Interesse an der Arbeit mit Pferden, körperliche Fitness, Durchhaltevermögen und Fürsorge sind daher Grundvoraussetzungen für diesen besonderen Dienst.
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