Das Beste kommt zum Schluss – 500 Grundwehrdiener der 6. Gebirgsbrigade üben
Von 11. bis 16. März 2024 trainierten die Grundwehrdiener der 6. Gebirgsbrigade den Schutz kritischer Infrastruktur am Truppenübungsplatz in Hochfilzen als letzte große Abschlussübung ihres Grundwehrdienstes.
Die 6. Gebirgsbrigade ist der Verband des Österreichischen Bundesheeres, der für Einsätze im Hochgebirge spezialisiert ist. Extreme Umweltbedingungen, schwieriges Gelände oder verbautes Gebiet gehören für ihre Verbände zum Tagesgeschäft. Die Brigade unterteilt sich in das Stabsbataillon 6, Jägerbataillon 23, Jägerbataillon 24, Jägerbataillon 26 sowie in das Pionierbataillon 2. Grundwehrdiener aller dieser Bataillone waren an der Zielüberprüfung in Hochfilzen beteiligt.
Das Programm war dicht: Vom Schutz kritischer Infrastruktur, Lufttransport, Gefechtsschießen bis hin zur Dekontamination von Personen, Waffen und Gerät - an Abwechslung wurde nicht gespart. Die rund 500 Grundwehrdiener des Einrückungstermines Oktober 2023 hatten in dieser Woche viel erlebt und konnten das Gelernte der letzten sechs Monate rasch in den Gefechtssituationen umsetzen. "Das ist interessant für den jungen Soldaten, weil er jetzt sieht, dass er nicht alleine ist, sondern in einem Brigadeverbund. Der kann etwas bieten", betont Brigadier Gerhard Pfeifer, Brigadekommandant der 6. Gebirgsbrigade.
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Übung "Schutz kritischer Infrastruktur"
Das Schutzobjekt der Übung war das Magnesitwerk in Hochfilzen. Die Zielüberprüfung wurde bei laufendem Betrieb durchgeführt. Während im Werk zerkleinerter Dolomit bei 1.800 Grad gebrannt wurde, übten die Grundwehrdiener auf dem Fabriksgelände an mehreren Checkpoints verschiedene Bedrohungen sowie besondere Herausforderungen. Eine davon war das Abwehren von paramilitärischen Kräften oder die Rettung eines Verletzten aus 20 Metern Höhe von einem Silo nach einem Feuergefecht.
"Wir hatten ein dichtes Programm und sind schon früh aufgestanden um vier Uhr und hatten dann Nachtdienst bis um fünf. Alles mögliche wurde da gemacht: Checkpoint, Patrouille - das waren die großen Sachen, wo wir eingesetzt wurden. Danach waren wir auch über Nacht im Magnesitwerk, von acht bis fünf in der Früh mit anschließendem Angriff und Feinddarstellung. Das war dann relativ spannend, da viel Action war", erzählt ein Grundwehrdiener das Erlebte.
"Diese Übung war wichtig, dass der Soldat mit dem Einzelverhalten Wachdienst, den Aufgaben Streifendienst oder Vorpostendienst eingesetzt wird und das im Verbund mit anderen Waffengattungen, wie Aufklärungssysteme, Radarsysteme oder auch Wärmebildgeräten", so Brigadier Pfeifer, Kommandant der 6. Gebirgsbrigade.
Einsatzbereit bei jeder Witterung
Parallel zu der Übung im Magnesitwerk wurden die Grundwehrdiener der 6. Gebirgsbrigade zeitgleich an verschiedenen Orten eingesetzt. Ein weiterer Gefechtsschauplatz war der Römersattel, auf denen Teile der Jägerbataillone 23 und 24 mittels des Transporthubschraubers des Typs Agusta Bell 212 gebracht wurden. Dort bezogen sie einen Feuerstellungsraum mit mittleren Granatwerfern. Während die jungen Alpinisten auf 1.200 Metern Höhe Wind und Schnee standhalten mussten, beendeten die Grundwehrdiener der Gebirgsaufklärer des Stabsbataillons 6 ihre Aufklärungsmission nach 72 Stunden im Freien. Ihr Ziel war es, das Magnesitwerk aufzuklären und alle drei Stunden ihre Beobachtungen vom Feindverhalten zu melden, um so das Lagebild der Kompanie zu verdichten.
"Wir haben etwas Pech mit dem Wetter gehabt. Es ist eiskalt gewesen und es war Schnee und Regen dabei. Trotzdem war es toll mit den Kameraden und wir hatten viel Spaß bei der Übung, das heitert einen dann immer wieder auf. Es waren auf jeden Fall interessante Eindrücke dabei, da wir viel gesehen und kennengelernt haben nicht nur jetzt, sondern auch in den letzten sechs Monaten. In zwei Wochen ist mein Grundwehrdienst zwar schon vorbei, aber durch die tollen Freundschaften die ich schließen konnte, waren das auf jeden Fall sehr lässige sechs Monate", erzählt ein Grundwehrdiener mit einem strahlenden Lächeln.
Im scharfen Schuss
Einer der Höhepunkte der Woche war das Kompaniegefechtsschießen am Truppenübungsplatz Hochfilzen auf der Schießbahn Asten. "Es wurden mehrere Phasen mit drei Zügen durchgeführt. Zunächst ist ein Steilfeuereinsatz mit Granatwerfern geplant, danach der Einsatz der Panzerabwehrlenkwaffen und als Abschluss das Nehmen des Angriffsziels durch die drei Züge entsprechend in sequentieller Art und Weise", erklärt Oberstleutnant Daniel Wilfing, stellvertretender Bataillonskommandant des Jägerbataillons 26.
Die jungen Soldaten der 6. Gebirgsbrigade lernten während ihres Grundwehrdienstes verschiedene Waffensysteme zu bedienen, unter anderem die Panzerabwehrlenkwaffe 2000, das PAR 66/79, den mittleren Granatwerfer 82 sowie alle Infanteriewaffen. "Ich habe mich für den Grundwehrdienst beim Bundesheer entschieden, da ich mich bereits privat für das Schießen interessiere und gerne in der Natur draußen bin", bestärkte ein Grundwehrdiener seine Entscheidung, dabei zu sein.
Dekontaminationsstraße auf Werksgelände
Am letzten Tag der Zielüberprüfung stellten sich die 500 Grundwehrdiener der 6. Gebirgsbrigade ihrer letzten Herausforderung: Einer Dekontamination von Personen, Waffen und Geräten im Magnesitwerk Hochfilzen. "Während des Zugriffs auf das Werk kam es zu einem Anschlag, wo ein chemischer Kampfstoff freigesetzt wurde. Hierzu haben wir einen Dekontaminationsplatz aufgebaut, der einen Personendekontaminationsbereich, einen 'Kleindekobereich' und den Waffen- und Geräte-'Dekobereich' umfasst", erläutert der stellvertretende Kompaniekommandant der ABC-Abwehrkompanie des Stabsbataillons 6, Oberleutnant Daniel Binner.
Im Fall eines Angriffes mit chemischen Kampfstoffen muss schnell reagiert werden, da bereits eine kleine Menge der Chemikalien tödlich sein kann oder zu schweren Verletzungen führen kann. Die Grundwehrdiener wurden im Zuge der Übung aus ihrem ABC-Schutzanzug geschnitten und durchliefen eine Dekontaminationsstraße. Waffen, Geräte und Fahrzeuge wurden durch die ABC-Abwehrspezialisten gereinigt.
Mission erfüllt
Die Grundwehrdiener sind zufrieden, sie hatten eine abwechslungs- und lehrreiche Woche. Als angehende Gebirgsjäger waren sie nicht nur viel zu Fuß unterwegs, sondern legten auch große Distanzen per Lufttransport zurück oder fuhren mit gepanzerten Fahrzeugen, den hochbeweglichen Hägglunds, im unwegsamen Gelände. "Wir waren in der Ausbildung viele Tage und Nächte draußen und haben geübt und können jetzt das Gelernte umsetzen. Wir haben viele spannende Sachen gemacht, auch wenn die Ausbildung körperlich relativ anstrengend war. Ich glaube, das macht es aber auch cool, wenn man das durchsteht, da man sieht, dass man das schaffen kann. Für jeden zukünftigen Grundwehrdiener kann ich die 6. Gebirgsbrigade empfehlen und man sollte diese Chance ergreifen, da es eine ziemlich einmalige Ausbildung ist", ist ein Grundwehrdiener überzeugt.