Berichterstattung aus der Gefahrenzone - Experten des Jagdkommandos trainieren Journalisten
Bei einem dreitägigen Outdoor-Seminar wurden unter der Leitung des Jagdkommandos Journalisten für den Einsatz in Katastrophen- und Krisengebieten vorbereitet. 15 Teilnehmer, darunter neben Journalisten auch Fotografen und Kameraleute, erhielten Kenntnisse über das rechtzeitige Bemerken von Gefahren sowie die Besonderheiten ethnischer Unterschiede.
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Die Teilnehmer lernen bei dem Training den richtigen Umgang mit Munition, Minen und Sprengfallen und wie sie sich in kritischen Situationen verhalten sollen. "Wo es eine Mine gibt, können noch viele weitere versteckt sein und verheerenden Schaden anrichten", stellt ein Experte des Jagdkommandos klar und verdeutlicht die Gefahr der Sprengkörper. Auch die wichtige Rolle der Eigensicherung wird veranschaulicht.
Zwischen Risiko und Pflicht
In Zeiten des Krieges und der Konflikte ist die Rolle von Journalisten in Krisenregionen von großer Bedeutung für die Berichterstattung und das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit. Doch der Einsatz in gefährlichen Umgebungen erfordert weit mehr als nur journalistische Fähigkeiten. Gerade in Kriegszeiten wird deutlich, wie wichtig es ist, dass Journalisten über das nötige Training verfügen, um sich selbst und andere zu schützen. Aus diesem Grund hat die Lehrgruppe 4 des Jagdkommandos für die Teilnehmer des Seminars ein umfangreiches Programm zusammengestellt, welches sie auf mögliche Szenarien vorbereiten soll.
Gefangen: Strategien und Überlebensverhalten bei Geiselnahme
Mit Vorträgen über das Überleben in der Gefangenschaft sowie das richtige Verhalten als Geisel wurden die Journalisten zuerst theoretisch und dann praktisch mit den Gefahren vertraut gemacht. "Wer sich am schnellsten auf geänderte Situationen einstellen kann, überlebt", betont ein Experte des Jagdkommandos. Wie das Überleben genau funktioniert und was man als Geisel nicht tun sollte, wird anschaulich gezeigt. "Seinen Geist zu trainieren und sich alles zu merken, was man sieht, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen", erklärt ein Jagdkommando-Soldat als Strategie, um auch in Gefangenschaft geistig fit zu bleiben. Die anderen Geiseln mental zu unterstützen, wenn sie nicht so stark sind wie man selbst, sei auch wichtig, denn die Chance einer Flucht steigt, wenn man als Team agiert.
"Man muss nicht kampflos aufgeben, es muss aber Aussicht auf Erfolg geben. Auch muss man sich nicht gefangen nehmen lassen. Wenn man die Möglichkeit hat zu fliehen, sollte man diese Chance nutzen."
Erfahrungen teilen, Wissen gewinnen
Der erfahrene Milizoffizier und Journalist Christian Wehrschütz berichtet den Teilnehmern in seinem Vortrag über seine persönlichen Erfahrungen als Journalist in Krisengebieten. Dabei betont Wehrschütz die Wichtigkeit einer guten Vorbereitung vor einem Auslandseinsatz und der eigenen Kontakte vor Ort.
Checkpoints: Chance oder Gefahr
Straßensperren und Checkpoints kommen in vom Militär kontrollierten Gegenden und in Krisengebieten oft vor. Besonders in weit abgelegenen und nicht westlich denkenden Regionen gilt oft das Recht des Stärkeren. Das richtige Verhalten kann hier ein Türöffner sein. Es gilt, sich nett, freundlich, aber nicht verdächtig bei Kontrollposten zu verhalten. "Hat der Soldat da draußen die Kontrolle, oder läuft für ihn durch meine Handlung etwas schief", versucht ein Jagdkommando-Soldat den Teilnehmern die andere Sicht zu erklären.
Überleben in der Wildnis
Nach den spannenden Vorträgen heißt es für die Teilnehmer "hinaus in den Wald", wo sie die nächsten zwei Nächte verbringen werden. Laut den Experten des Jagdkommandos sollte man in der Wildnis die wesentlichen vier Faustregeln befolgen: "Protection", "Location", "Water and Food".
Um sich vor Witterung, Feinden oder auch wilden Tieren zu schützen, müssen sich die Teilnehmer des Trainings selbstständig ein Lager für die Nacht vorbereiten. Verlassene und nicht einsturzgefährdete Gebäude, Ruinen oder ähnliche Objekte können hier als möglicher Unterschlupf dienen. Hat man das geschafft, ist es wichtig, sich einen Überblick über seine Umgebung zu verschaffen und sich mittels Karte oder Sonne zu orientieren. Ohne Wasser überlebt ein Mensch nur wenige Tage, daher wird den Teilnehmern auch gezeigt, wie sie eigenständig Feuer machen und anschließend verunreinigtes Wasser keimfrei aufbereiten können.
Sicherheit zum mitnehmen: der Notfallrucksack
Bei einer der letzten Stationen lernen die Teilnehmer, was auf keinen Fall in einem Notfallrucksack fehlen sollte. Die Experten der Lehrgruppe 4 des Jagdkommandos präsentieren dafür alle wichtigen Gegenstände, die das Leben auf der Flucht erleichtern können, vom praktischen Minischlafsack bis zum wasserfesten Beutel. Jedes Objekt wird unterlegt mit Erzählungen und persönlichen Erfahrungen sowie Tipps zur Anwendung.
Doch ein prägender Satz bleibt den Teilnehmern im Kopf: "Die beste Ausrüstung ist nichts wert, wenn der Wille zum Überleben nicht da ist."
Nichts für schwache Nerven
Für die Teilnahme an dem Seminar wird ein ärztliches Attest über einen guten physischen und psychischen Zustand vorausgesetzt. Alle Teilnehmer müssen eine hohe Stressfähigkeit und körperliche Fitness aufweisen und die Bereitschaft haben, sich intensiv mit den eigenen psychischen und physischen Grenzen auseinanderzusetzen. Da der Vortrag möglichst realistisch und praxisnah gezeigt wird, müssen diese Voraussetzungen gegeben sein.